Sonntag, 20. Juli 2014

Minimalistische Sandalen: Huaraches

Was kommt am nächsten ran ans Barfußlaufen? Selbsgemachte Huarache-Sandalen! 

In meinen Bemühungen, so nahe wie möglich ans Barfußlaufen heran zu kommen, aber trotzdem noch einen gewissen Schutz für den Fuß vor Steinen und Scherben zu behalten bin ich auf Huaraches aufmerksam geworden.
Es handelt sich dabei um minimalistische Sandalen (die in armen Ländern oft aus Autoreifen geschnitten werden). Ausser der Sohle in Fußform hält nur noch ein Riemen zwischen den Zehen und außer- und innerhalb der Knöchel die Sandale am Fuß: minimalistischer geht nicht!
Wählt man statt der Autoreifen ein dünnes Sohlenmaterial, so ist das Bodengefühl trotz Sohle noch gegeben. Und weil nicht viel dran ist, wiegen die Dinger auch kaum etwas und können so vielleicht mit auf die Wanderung als Schlappen für die Hütte abends.
Nachdem ich im Internet mehrere Anleitungen studiert hatte, ist mir klar geworden, dass ich einen gewissen Mindestluxus nicht missen möchte: Das Sohlenmaterial muss gut sein, nicht zu dick und rutschfest. Ausserdem möchte ich nicht mit dem Fuß direkt darauf laufen, sondern ich möchte mir eine Innenschicht aus Veloursleder gönnen.
Also habe ich eine 1,8mm starke Vibram Sohlenplatte bestellt sowie ein Stück grün gefärbtes Ziegen-Veloursleder mit 1-1,2mm Dicke. Ein Stück Gurtband und einige Meter Parachord in Schwarz lagen sowieso noch herum, eine Tube Pattex Compact sowie Schleifpapier musste ich noch im Baumarkt besorgen.
Zuerst habe ich die Umrisse meiner Füße auf ein Blatt A4 Papier abgezeichnet. Die Konturen habe ich abgerundet und die beiden Füße übereinander gelegt und ein Mittelding genommen, so sind beide Sandalen gleich groß (ist aber kein Muß, kein Problem zwei unterschiedliche Sandalen zu machen).
Zwischen dem ersten und dem zweiten Zeh habe ich noch den Durchstechpunkt für die Zehenschnur markiert, dabei habe ich den Stift leicht Richtung zweiten Zeh verschoben, damit mein grosser Zeh später nicht neben der Sohle läuft.

Die einfachsten Anleitungen im Netz erläutern, man solle einfach ein Loch in die Sohle machen, das Parachord durchziehen und unten einen Knoten drauf machen, der sich irgendwann platt läuft.
Auf eine solch primitive Variante wollte ich mich nicht einlassen: erstens möchte ich ja eh ein Fußbett aus Leder und zweitens läuft der Knoten ja ab, da er sich direkt am Boden befindet.
Ich habe mir daher aus Stücken von Gurtband und Parachord versenkbare Schleifen erstellt: Ein Loch in das Gurtband gebrannt mit einem glühenden Nagel, dann eine kleine Parachordschlaufe durchgezogen. Das untere Ende des Parachord habe ich mit dem Brenner zum Schmelzen gebracht und mit dem Hammer beherzt flach in das Gurtband geklopft. Gurtband und Parachord gehen so eine Verbindung ein, die sehr stabil verschmolzen ist.
Ich habe für jeden Schuh drei Schlaufen gemacht: eine Längere zwischen den Zehen, die zentral durch das Gurtband geführt ist sowie zwei kürzere, die am Rand durch das Gurtband gesteckt sind, damit sie nachher näher am Sohlenrand befestigt werden können. Diese Schlaufen können durch die Innensohle gezogen werden, in der Außensohle werden dann keine Löcher benötigt!

Im nächsten Arbeitsschritt habe ich die Sohlenform auf die Vibramplatte und das Leder übertragen. Das ging mit einem weißen Fettstift (Kajal ;-) sehr einfach. Mit einer scharfen Schere habe ich die Sohlen dann ausgeschnitten (Darauf achten, dass nachher ein linker und ein rechter zur Verfügung stehen und daß die weiche Seite des Veloursleders oben ist!
Anschliessend werden die Durchstichpunkte für die Schlaufen markiert und durchgestochen.
Durch jedes Loch habe ich eine passende Schlaufe von unten nach oben durchgesteckt (und dabei mit einem Nagel nachgeholfen).

Sowohl die Ledersohle um den Durchsteckpunkt als auch das Gurtband habe ich mit Pattex Compact bestrichen, kurz antrocknen lassen und dann fest zusammengepresst.
Dieselbe Art der Verklebung folgt danach großflächig zwischen Vibramsohle und Ledersohle: Beides mit Pattex bestreichen und antrocknen lassen. Danach werden die Unter- und Obersohle vorsichtig zusammengesetzt (Der Kleber klebt sehr gut, das heisst das muß auf Anhieb sitzen!).
Um eine dauerhafte flächige Verbindung hinzubekommen habe ich mit einem Hammer nachgeholfen und die Sohlenfläche zusammengehämmert.
Mit der Schere und Schleifpapier gabs danach noch den Feinschliff der Außenkante um einen exakten Abschluss der beiden Sohlenschichten zu gewährleisten.

Zur Schnürung habe ich Parachord an der inneren Knöchelschlaufe angeknotet, durch die Zehenschlaufe zur äußeren Knöchelschlaufe geführt. Ich habe dabei jeweils eine Wicklung um die Schlaufe gemacht, damit sich das nicht so leicht verstellt.
Von der äußeren Knöchelschlaufe geht es hinter der Ferse zurück zur inneren Knöchelschlaufe und nochmals zurück zur äußeren.
Auf dem Bild habe ich das Band dann zur Zehenschlaufe geführt und dort verknotet, inzwischen bevorzuge ich es, zuletzt nochmal über den Spann zur anderen Knöchelschlaufe zu ziehen und dort zu verknoten. Fertig sind die Minimalsandalen! Ich bin auch meine ersten 5 Kilometer damit problemlos gejoggt, danach habe ich nur wie oben bereits erwähnt nochmals die Schnürung angepasst.

Und das fertige Paar wiegt nicht mal 160 Gramm und bewirbt sich damit um einen Platz im Wanderrucksack für abends!

3 Kommentare:

  1. Wie genial ist das denn! Zumindest vom Gewicht her kommen meine Barfußschuhe Sole Runner (300 g) da nicht mit. Ich möchte Euch ja diesen Sommer irgendwo kurz vor Triest einholen. Die erste Frage wird lauten: Haben die selbsgemachte Huarache-Sandalen gehalten ;-)

    Viele Grüße

    Christof

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    1. Meine Barfussschuhe sind mit 315 Gramm (VFF Seeya) und 400 Gramm (innov8 street 155) auch ein wenig schwerer aber zugegebenermassen auch ein wenig Alltagstauglicher :-)

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  2. 300g? Wer soll das denn alles tragen :)

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